Interview mit Frontal – EBM Reunion OST Insiders

Wie ihr alle wisst, haben wir am 04.03.2023 das jährliche EBM Reunion OST Event im Repugged in Wien organisiert, bei dem verschiedene Bands live aufgetreten sind.

Nachdem wir die Band System 84 eingehend kennengelernt haben, wenden wir uns heute einer anderen Band zu, die der Star der Veranstaltung ist. Die Rede ist von dem deutschen Projekt Frontal.

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The Interview:

 

Die erste Frage die wir stellen ist natürlich: Wer ist „Frontal“ ?

Danny: Frontal sind Alex und Danny, wir kommen aus Rostock Deutschland und haben 2007 das Projekt gegründet. Wir haben schon davor begonnen zu musizieren und mit den Sounds zu experimentieren.

Alex: Wir haben uns kennengelernt als ich die ersten Songs fertig gestellt hatte und dann einen Drummer suchte, um auch Live auftreten zu können. Danny hat zu dem Zeitpunkt schon mit einem anderen Freund ein Synth-Pop Projekt gegründet. Er besaß ein eigenes Drum Set und so kamen wir ins Gespräch.

 

Wie hat das Projekt begonnen und wann genau?

Alex: Ich habe begonnen Musik am PC zu kreieren und lernte Leute auf Partys kennen welche EBM hören wodurch ich inspiriert wurde auch sowas zu machen. Mein Kumpel Thoralf hatte bereits das Projekt Jäger 90 gegründet und war bei ersten Liveauftritten in Sachsen wo ich als Drummer mit auf der Bühne stehen durfte. Dadurch wurde aus meiner anfänglichen Idee immer mehr und ich wollte auch auf die Bühne.

Was hat euch zu der Musik inspiriert, die ihr derzeitig macht? Was hat euch motiviert, dieses Projekt zu starten?

Alex: Meine Inspiration war klar die Musik von Front 242, DAF und allgemein die Szene bekannten Bands. Die Art der Musik aus dieser Zeit haben mich motiviert solche Musik ebenfalls zu produzieren.

Angefangen hatte ich mit Dark Wave Musik und durch den Einfluss anderer Leute die ich kannte und Konzerte besuchte hatte sich meine Musik langsam zum Old School EBM formiert.

 

Hat euer Name eine bestimmte Bedeutung? Was hat euch zu dem Namen inspiriert?

Alex: Mir war es wichtig dass der Bandname einfach und direkt ist! Ich wollte keinen umständlichen Namen den man schlecht schreiben bzw. aussprechen kann. Kurz und prägnant so wie unser Logo mit der Faust direkt und geradeaus.

Danny: Frontal brennt sich einfach ins Gedächtnis ein.

 

Könnt ihr euch an deinen allerersten Auftritt erinnern? Wo war er und wie habt ihr euch gefühlt?

Alex: Der erste Auftritt war ohne Danny beim Familientreffen in Sandersleben und da war ich mit dem Sänger von Jäger 90 auf der Bühne. Es war ein sehr aufregendes Erlebnis und ich konnte die Nacht zuvor nicht schlafen. Ich habe wochenlang davor geübt und geprobt damit alles funktioniert. Denn gleich vor so viele Leuten spielen war schon echt krass aber hat echt viel Spaß gemacht.

 

So das war wirklich „erstes Mal: Vollgas!“

Alex: Ja ein großer Moment Der Alkohol hat auch nicht mehr gewirkt. Das war alles verflogen. Es hat dann ca. 2-3 Minuten gedauert auf der Bühne, bis ich aufgetaut bin. Danach fiel mir eine große Last vom Körper und ich konnte die restliche Zeit einfach nur genießen.

 

Gibt es eine Band oder ein Projekt, zu der/dem ihr derzeit aufschaut oder die/der bei eurem Projekt eine große Rolle gespielt hat, auch indirekt durch den Sound?

Danny: Für mich vom Sound her sind es DAF, And One, Depeche Mode. Viele 80er Jahre Bands. Ich bin sehr 80er-Jahre musikalisch inspiriert.

Alex: Ja der Ursprung ist bei Depeche Mode, bei den alten Bands aus der Szene. Man hat sich davon inspirieren lassen und so weitere Bands in der Szene kennengelernt.

 

 

Welche drei Songs von euch würdet ihr den Leuten empfehlen sich anzuhören, um genau zu wissen, wie eure Musik klingt und was man von euren Texten erwarten kann?  

Alex: Es gibt einen Song, der alle in Bewegung setzt.

„Beweg dich“ muss immer gespielt werden, denn der Song vereint die Leute zusammen. Es wird erwartet dass wir Ihn spielen und die Leute stompen. So was gibt’s noch? „Sei stark“. Mit dem Song können sich viele identifizieren. Er suggeriert durchzuhalten wenn man mal am Boden ist und weiter zu machen auch wenn es mal nicht so gut läuft.

Danny: Also viele erinnern sich auch an: „Ich muss laufen“

Er ist treibend und sehr tanzbar. Bei diesem Song läuft Alex oft ins Publikum um gemeinsam mit ihnen zu feiern. Das sind die 3 Songs welche uns ausmachen.

 

Welchen Lebensvorschlag würdet ihr den Leuten in der Szene empfehlen? Egal ob jung oder alt?

Dany: Leben und Leben lassen! Ganz einfach.

Alex: Sei wie du bist. Mach dein Ding, lebe dein Leben.

Mein Sprichwort ist von DAF: „Verschwende deine Jugend“

Mach alles was du kannst, geh auf Partys, genieße es denn du lebst nur einmal. Nicht zu Hause sitzen und Computer spielen oder was weiß ich.

Dany: Naja, das mag ich auch!

 

Glaubt ihr eher an angeborenes Talent oder an harte Arbeit?

Alex: Also ich denk einmal Talent ist das was auch irgendwo drin sein muss, es gibt ja auch Leute die können zeichnen, das kann ich nicht. Auch nicht durch viel Übung.

Dany: Es gibt auch Menschen die wollen es können, können es aber nicht, davon kenne ich auch welche.

Alex: Es gibt Leute, die haben alles an Technik zuhause aber schaffen es trotzdem nicht Musik so zu kreieren. Dann gibt es genauso Leute die mit ganz wenig Technik es schaffen gute Musik zu komponieren.

Ich selbst habe als Kind angefangen beispielsweise zu Weihnachten mit einer Triola oder Keyboard Musik zu spielen.

Ich habe allerdings nie gelernt ein richtiges Instrument nach Noten zu spielen.

 

Welchen Rat gibt ihr neuen Projekten und Bands, die ihren Weg machen wollen?

Alex: Danny was ist deine Empfehlung für neue Bands?

Dany: Ganz viel Werbung machen und nicht aufgeben. Ich habe so viel Türklinken geputzt und immer die Musik den Dj‘s hingelegt. Spiel mal bitte den Song etc….bis dann der erste Song über die Boxen in der Disco gespielt wurde… Das hat sehr lange gedauert.

Steht dahinter was Ihr macht und fragt überall an in den Clubs.

Alex: Seid authentisch. Authentizität ist das A und O in der Musikbranche

Bild von Karima Ertl

Dany: Und hebt nicht ab vom Acker, bleibt so wie Ihr seid

 

Alex: Auch wenn es nicht so funktioniert, macht trotzdem weiter. Tut es einfach für euch selbst.

Dany: So habe ich auch angefangen. Mir hat damals die Musik welche im Radio gespielt wurde nicht gefallen. Im Jahre 2002 habe ich dann selbst angefangen Musik für mich zu machen.

 

Wie seht ihr die deutsche schwarze- oder EBM-Szene?

Dany: Ja also im Norden oben sie das eher Mau aus, die schwarze Szene dünnt sich dort sehr aus was sehr schade ist. In Mitteldeutschland ist sie noch stärker vertreten und ja… es war mal besser.

Alex: Vor einigen Jahren war die Gothic Szene größer, und jetzt ist sie nicht mehr so groß meines Erachtens.

Dany: Der Nachwuchs fehlt

Alex: Ja es gibt die großen Szene Festivals, Wave Gothic Treffen, Mera Luna, etc… Jetzt nach Corona gehen die Leute auch wieder öfter zu Konzerten weil sie lange Zeit zu Hause eingesperrt waren und Partys feiern möchten. Insgesamt denke ich aber es flaut langsam ab.

 

…oder sich entwickelt, vielleicht?

Alex: Oder es entwickelt sich in eine andre Richtung. Es gab ja auch in den 80ern Musik die irgendwann nicht mehr angesagt war und dann von der 90er Techno-Dance Musik abgelöst wurde.

 

In der Tat gab es zum Beispiel Mitte der 2000er Jahre eine Entwicklung in der Schwarzes Szene. Damals wurden sogar Bands wie Combichrist ganz am Anfang sehr kritisch beäugt, aber heute findet man ihre Tracks in jedem Dark-Electro-DJSet. Aber das Problem ist vielleicht, dass wir in unserer Szene mehr Tracks von Combichrist hören und langsam zu wenig Front 242, Skinny Puppy, Front Line Assembly und so weiter… Beide Seiten, das „Old und Gold“ und die „Progression/Evolution“, sind meiner Meinung nach entscheidend für eine komplette Subkultur…

Dany: Das hängt auch vom DJ ab. Es gibt viele DJs díe mögen nur die eine Seite: Die Elektronische oder die Gitarre/ Gothic Seite. Und dann ist es ja so auf den Partys dass die DJs sich abwechseln. Das ist völlig in Ordnung, Allerdings wenn man als Gast irgendwo tanzen möchte ist man sehr auf die Meinung des DJs angewiesen und wenn er eine Band nicht mag dann kann man die sich noch so sehr wünschen, dann wird die nicht gespielt. Das finde ich sehr schade.

Alex: Es wäre auch schön wenn öfter mal Newcomer Bands ihre Chance bekommen bei Festivals zu spielen und nicht nur immer dieselben bekannten Namen.

Dany: Es gibt genug kleine Bands die gerade anfangen haben und echt gut sind aber niemand kennt sie. Es würde vielleicht frischen Wind reinbringen aber die großen Booker sagen… naja die bringen uns vielleicht nicht die großen Besucherzahlen welche wir brauchen um das Festival zu stemmen.

Nachwuchs gibt’s meiner Meinung nach genug die einfach noch nicht die Möglichkeit hatten sich irgendwo Live zu präsentieren.

Alex: Mehr zuzulassen wäre mein Wunsch. Natürlich müssen auch Headliner ihre Position haben. Das ist immer so. Wir waren noch nie auf einem großen Festival muss ich dazu sagen, aber es würde wahrscheinlich einigen gefallen bin ich der Meinung.

 

 

Wie sieht, eure Meinung nach, die Zukunft unserer Szene aus? Was erhofft ihr sich für die Zukunft?

Danny: Ich habe eine 13-jährige Tochter. Sie ist grade in dieser Selbstfindungsphase und hört auch einiges aus der schwarzen Szene. Ich lasse sie da in Ruhe ich versuche sie nicht in eine bestimmte Richtung zu drängen. Also die Szene ist instabil, es braucht immer neuen Wind. Einige haben damals geschmunzelt über die Cyber Goths welche nun ein Fester Bestandteil in der Szene sind.

Alex: Es ist schwierig die Jugend von heute dafür zu inspirieren solche Musik zu hören, weil sie anders beeinflusst werden durch social Media und anderen Einflüssen. Mein 9-jähriger Sohn hört auch andere Musik als ich. Er kennt zwar Depeche Mode, kennt auch meine Musik, aber er würde wahrscheinlich so eine Szene Musik nicht mögen. Er hört Charts Musik und alles was so im Radio läuft.

Dany: Ich habe mich mit einem DJ in Rostock unterhalten und er findet es schade, dass der Kleidungsstil nicht mehr so ist wie es mal war mit Bondage Hosen und Jacken. Das hat die schwarze Szene immer besonders gemacht.

 

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Trixidal 2023